KZ Außenlager Neugraben – Sprache & Kultur Profil klärt auf
Ein ehemaliges Konzentrationslager vor unserer Haustür? Schwer vorstellbar, oder? Doch genauso ist es, im Falkenbergsweg 62. Dort liegt das ehemalige KZ Außenlager Neugraben und die Sprache & Kultur-Profile des Gymnasiums Süderelbe haben es sich zur Aufgabe gemacht, darüber aufzuklären.
Das ehemalige KZ Außenlager Neugraben, eines der Außenlager des KZ Neuengamme, sollte ursprünglich als Brückenbaulager dienen, wurde aber im Laufe des zweiten Weltkrieges für verschiedene Zwecke umfunktioniert, z.B. nach 1943 für italienische Kriegsgefangene. Im Juli 1944 wurden 1000 jüdische Frauen aus dem KZ Ausschwitz-Birkenau erst nach Hamburg und 500 davon am 13. September dann ins Außenlager Neugraben gebracht. Diese wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet und mussten in Harburg, aber auch in Neugraben und Hausbruch, schwere körperliche Arbeit, unter anderem im Straßenbau, verrichten. Die Bedingungen im Lager waren hart: wenig Platz, schlechte Hygiene, harte Strafen, kaum Essen und der kalte Winter. Dennoch gibt es keinen dokumentierten Todesfall im Außenlager zu dieser Zeit. Im Februar 1945 wurden die Frauen abermals verlegt, die Gründe hierfür sind aber bis heute nicht bekannt.
Heute sieht man auf dem Gelände wenige Überreste der Grundmauern und ein Gedenkstein für die 500 gefangenen Frauen.
Das Projekt „Erinnern an das ehemalige KZ Neugraben“, das es seit vielen Jahren an unserer Schule gibt, hat im September 2019 mit dem Sprache & Kultur-Profil unter der Leitung von Frau Anwary Fahrt aufgenommen. Im Laufe ihrer Arbeit verfassten die Schülerinnen und Schüler unter anderem einen Wikipedia-Eintrag, drehten einen Dokumentarfilm, setzten sich dafür ein, dass es einen Wegweiser an der Cuxhavener Straße gibt, und erhielten wohlverdient den Bertinipreis 2021. In dem Jahr wurde das Projekt uns, dem nachfolgenden Profil mit Frau Molde, übergeben. Wir haben uns die letzten anderthalb Jahre intensiv mit dem Thema beschäftigt und uns die Aufklärung über das Lager zur Hauptaufgabe gemacht. In Teams haben wir Interviews geführt, Unterricht in Klasse 6 und 8 abgehalten, YouTube- Videos kreiert, Informationsbroschüren gestaltet sowie das Projekt von der künstlerischen Seite betrachtet. Gemeinsam als Profil haben wir am 03.11.2021 einen Infoabend im Jola gestaltet und wurden für den Deutschen Engagement Preis nominiert. Eine unserer wichtigsten Quellen ist Herr Karl Heinz (“Heiner”) Schultz, der sich seit mehr als 30 Jahren mit dem KZ Außenlager in Neugraben beschäftigt.
Wie geht es jetzt weiter? Das Profil „Sprache & Kultur“ nach uns mit Frau Timm widmet sich weiterhin diesem Thema mit dem Schwerpunkt der italienischen Militärinternierten. Die Schülerinnen und Schüler verbinden geschichtliches Wissen mit aktuellen Fragen zu Diskriminierung und Rassismus. Wir sind stolz auf das Erreichte und freuen uns, dass das Projekt weitergeführt wird, da die Geschichte um das Außenlager nicht in Vergessenheit geraten darf!